Biografie

Irina Orkina über sich selbst

Geboren bin ich in einer historischen Stadt im Süden Weißrusslands. Mein Großvater mütterlicherseits wurde während der Stalinrepressionen in den 30er Jahren enteignet und mein Vater wurde 1941 nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt. Nach Kriegsende wurde er nach seiner Rückkehr in die UdSSR vom Stalinregime – wie viele der Zwangsverschleppten – des Verrats beschuldigt und für fünf Jahre zur Zwangsarbeit in ein Lager verschickt – erst nach der Perestroika in den 90er Jahren wurde er rehabilitiert. Nach seiner Rückkehr aus dem Arbeitslager blieb ihm eine bessere Ausbildung trotz seines hohen Intellekts verwehrt. Meine Mutter, Lehrerin für Russisch und Literatur, schrieb Erzählungen, die in verschiedenen Ausgaben veröffentlicht wurden, und war eine angesehene Schriftstellerin. Meine Kindheit und Jugend war geprägt von Liebe und Verständnis, dennoch sollte mich die familiäre Geschichte einholen.

Im Jahr 1973 habe ich in Abramzewo (Gebiet Moskau) die Kunstgewerbeschule „W. M. Wasnezow“ mit Erfolg abgeschlossen und wurde danach zum Arbeiten in den äußersten Osten Sibiriens verschickt.

In Chabarowsk arbeitete ich zuerst als Designerin, anschließend als Chefdesignerin der Volkskunstvereinigung im Kreis Chabarowsk. 1989 habe ich in Chabarowsk die staatliche pädagogische Universität in der Fakultät Kunst, Design, Grafik abgeschlossen.

Ich organisierte ethnografische Exkursionen in dem ausgedehnten Chabarowsker Gebiet. Eingehend studierte ich die Kunst der dortigen Völker und machte sie bekannt: die Kunst der Nanai, der Ultschen, der Udehen und der Ainu.

Während meines 30jährigen Aufenthaltes in Ostsibirien habe ich die Traditionen und den Glauben dieser Völker vollständig erfassen, begreifen und auch teilweise verinnerlichen können. Daraus entstand der exotisch wirkende Stil meiner Werke, in denen der Mensch mit seiner Umwelt, mit dem riesigen wilden Raum der Taiga und mit der Verehrung der Natur unzertrennlich verbunden ist.

Die Völker Sibiriens schreiben seit alters bis heute den Bäumen, den Steinen und den Tieren Seelen zu und achten sie. Diese sind auch Gestalten der Poesie und Dichtung – und damit auch meines Schaffens.

Ausstellungen meiner Werke waren in allen großen Städten Ostsibirien von 1990 bis 2006 zu sehen, ebenso in Japan (1995, 1996), den USA (1994, 2000), Deutschland (2003, 2010), Frankreich (2007), Weißrussland (2007) und der Ukraine (2011).

Ich bin Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe: Moskau (1982, 1991), Chabarowsk (2000, 2004), Sotschi (2006).

Ich bin Mitglied des Berufsverbandes der Künstler (Maler) Russlands seit 1993 und Mitglied der »Internationalen Assoziation-AIAP der UNESCO.

Bei meinen Werken benutze ich die Methode der „schöpferischen Stilisierung“, indem ich alles Überflüssige, d. h. alles, was die Aussage der Arbeit nicht unterstützt, weglasse, um so den Kern des Objektes freizulegen. Es sind assoziative Arbeiten, in denen ich Eindrücke wiedergebe, die ich bei Gesprächen oder Ereignissen empfangen habe.

Für meine Gemälde habe ich eine spezielle Technik entwickelt und verwende Ölpastell. Meine Gestalten sind in einem für Ostsibirien charakteristischen, auf bestimmte Art verschlüsselten Stil gemalt.

Allen Werken sind auf das Werk bezogene eigene Gedichte beigefügt. Einen einheitlichen Zyklus exotischer Eindrücke bildend sind meine Werke eine ungewöhnliche Darstellung von Gefühlen und Zuständen, in denen jedes Gemälde und jede Keramik miteinander verbunden ist und gleichzeitig jedoch für sich allein in Raum und Zeit bestehen kann.